Hintergrund:
Alle Forschungsbereiche verfügen über ihre eigenen, spezialisierten Fachbegriffe. Fachjargon wird typischerweise als Abkürzung unter Spezialisten genutzt, um komplexe Ideen mit wenigen, prägnanten Worten oder Phrasen zu vermitteln. Traditionell wurden mehrere Jargons zur Beschreibung der Bewegungen von Fuß und Sprunggelenk verwendet. Es ist seit langem bekannt, dass diese Begriffe keine einheitlichen Bedeutungen haben, was zu Verwirrung führt, wenn versucht wird, Berichte verschiedener Forscher zu synthetisieren. Obwohl sich viele Forscher dieses Problems bewusst sind, scheint nur wenigen klar zu sein, wie allgegenwärtig dieses Phänomen in der veröffentlichten Literatur ist. Dieser Bericht konzentriert sich auf die enorme Variabilität in der Verwendung der Begriffe Inversion und Eversion sowie Pronation und Supination zur Beschreibung von Fußbewegungen.
Methoden:
Eine Umfrage wurde über das Internet an drei Zielgruppen versendet: Biomechaniker, klinische Anatomen und Podologen. Eine ähnliche Umfrage wurde zudem an den in einem Zeitraum von 10 Jahren in 16 wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichten Artikeln durchgeführt. Diese Erhebungen liefern Daten zur Verwendung und den wechselseitigen Abhängigkeiten bei der Definition von Pronation und Supination sowie Inversion und Eversion.
Ergebnisse:
Es existieren mindestens 18 verschiedene Arbeitsdefinitionen für Inversion und Eversion sowie 20 Arbeitsdefinitionen für Pronation und Supination. Mehrere dieser Definitionen erwiesen sich als einander widersprechend.
Schlussfolgerungen:
Spezialisten haben es bislang nicht geschafft, Fußbewegungen in einer Weise zu beschreiben, die eindeutig interpretiert werden kann. Die gegenseitige Unverständlichkeit der Beschreibungen von Fußbewegungen erschwert den interpretativen Wert jeglicher Berichte. Es wird vorgeschlagen, ein neues Begriffssystem zu entwickeln, das dazu beitragen könnte, diese Art von Verwirrung in Zukunft zu vermeiden.
Klinische Relevanz:
Das Fehlen eindeutiger Beschreibungen in der Forschungsliteratur könnte bedeuten, dass Kliniker die Behandlungsmöglichkeiten nicht immer angemessen anwenden. Eine größere Klarheit in der Begriffswahl ist sowohl für die Grundlagenforschung als auch für klinische Anwendungen erforderlich.
"Wenn ich ein Wort benutze," sagte Humpty Dumpty in einem eher spöttischen Ton, "bedeutet es genau das, was ich wähle, dass es bedeutet – nicht mehr und nicht weniger."
"Die Frage ist," sagte Alice, "ob man Wörter dazu bringen kann, so viele verschiedene Dinge zu bedeuten."
"Die Frage ist," sagte Humpty Dumpty, "wer der Meister ist – das ist alles."Lewis Carroll – Jenseits des Spiegels
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